Was versteht man unter Internet of Things (IoT)? Mit der Bezeichnung «Internet of Everything» wird es für diejenigen, die sich noch nicht mit dem Thema befassen konnten, augenblicklich verständlich. Das Internet wie wir es kennen, wird verschwinden. Es wird nicht mehr nötig sein, ein Handy Abo oder einen Breitband-Anschluss zu besitzen, da das Internet allgegenwärtig sein wird. Der Internetzugriff wird in naher Zukunft frei verfügbar sein – ähnlich wie die Elektrizität.
Die Technologie entwickelt sich mit exponentieller Geschwindigkeit. Deshalb dauert es nicht mehr lange, bis alles in gewisser Form mit dem Internet verbunden sein wird. Und wir werden vergessen, dass wir jemals Abopreise verglichen haben.
Die Frage ist, wie soll das funktionieren? Folgende vier Schritte sind nötig.
1. Identifizierung
Jeder Gegenstand wird durch eine Unique ID erkennbar gemacht. Somit lässt sich alles unterscheiden und identifizieren.
2. Verbindung / Kommunikationsfähigkeit
Alles wird miteinander verbunden. Somit hat man die Möglichkeit von überall auf die Gegenstände zuzugreifen. Ausserdem können alle Gegenstände miteinander kommunizieren.
3. Wahrnehmung (Sinne)
Um Daten zu generieren, brauchen Gegenstände die Fähigkeit, mindestens einen der fünf Sinne in Daten umzuwandeln (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten).
4. Steuerung / Monitoren
Die gesammelten Daten sind durch Smart Devices, wie zum Beispiel Smartphones /-watches immer zugänglich. Und alle Gegenstände können in Echtzeit gesteuert werden.
Die Vorstellung, dass alles verfolgt und gemessen werden kann, fühlt sich äusserst besorgniserregend an. Dennoch sollte man sich unbedingt ebenfalls Gedanken zu den Möglichkeiten machen.
In der heutigen Zeit werden bereits unzählige Datenmengen von den unterschiedlichsten Dingen (Things) gesammelt. Jedoch dient dies meist dem Zweck Fehler oder Störungen frühzeitig festzustellen. Die Daten werden höchst selten für die Optimierung oder Prognose genutzt. Man muss sich bewusst werden, welche Chance eine sinnvolle Datenanalyse zur Folge hätte. Aktuell werden hauptsächlich Smartproducts für Fitnesszwecke oder selbstfahrende Autos für den Endkonsumenten entwickelt. Der B2B Sektor beinhaltet allerdings ein viel höheres Potential. Wir könnten die Wasser oder Stromversorgung sinnvoller planen und distribuieren. Oder die Nachfrage nach gewissen Nahrungsmitteln in Echtzeit kontrollieren und entsprechend die Produktion regulieren. Durch ein sinnvolles Monitoren und Steuern können Probleme wie Welthunger, Epidemien oder Stau reduziert oder gar gänzlich eliminiert werden.
Auch im B2C Sektor könnte man durch IoT mehr Transparenz schaffen. Jeder könnte beispielsweise selbst entscheiden, ob er lieber nachhaltige oder günstige Elektrizität konsumieren möchte, da die Zufuhr über eine Applikation ausgewertet, kontrolliert und gesteuert wird.
Der ultimative Zustand wäre, dass alles miteinander verbunden ist. Mark Zuckerberg verfolgt ein ähnliches Ziel mit der grössten SoMe Plattform. Facebook soll alle Menschen miteinander verbinden. Im Hintergrund steht der Netzwerkeffekt, welcher besagt, dass der Nutzen infolge des Eintritts eines neuen Netzwerkteilnehmers überproportional ansteigt. Auch bei IoT wird dieser Effekt eintreten. Die Verbindung von jedem Gegenstand durch das Internet würde die Möglichkeit bieten, alles auf einander abzustimmen. Durch Algorithmen und künstliche Intelligenz wird jedes Bedürfnis und jede Nachfrage frühzeitig erkannt und jede Unregelmässigkeit korrigiert. Jeder Mensch wird täglich von X tausenden Smartobjects umgeben sein, welche Daten von dem aktuellen Zustand sammeln, auswerten und draus Schlüsse ziehen. Das Ziel: Mehr Transparenz und Effizienz durch absolute Kontrolle.
Neben den Chancen, birgt ein solcher Zustand ebenfalls ein unfassbares Gefahrenpotential. Wenn alles miteinander verbunden ist und somit über jeden Rechner gesteuert werden kann, haben Hacker die Möglichkeit wortwörtlich ALLES zu steuern und manipulieren. Ein solches Szenario stellt ein enormes Risiko dar. Aus diesem Grund muss man zwingend parallel zur Entwicklung von IoT auch Sicherheitsmassnahmen und Gesetze zum Schutz der Menschen entwickeln. Nur so kann das volle Potential bedenkenlos positiv genutzt werden.
Der Einfluss von Technologie war noch nie so stark wie heute. Die Privatsphäre wie wir sie kennen, wird verschwinden. Bald werden wir uns in einem Globalen Panopitcon befinden. Selbst wenn die Vorstellung angsteinflössend ist, ist diese Entwicklung unvermeidbar. Der Fokus muss unbedingt auf den Chancen und den positiven Werten, die durch IoT geschaffen werden können, liegen. Dieser technologische Entwicklungsschritt eröffnet uns unendlich viele neue Möglichkeiten.
Wir stehen wieder am Anfang.
Autor: Sean Pfister, Mitglied Fokusgruppe Technik IAB Switzerland; Referent IAB Academy